#13

"Zu Beginn des Frühlings spazierte ein Mädchen durch einen Garten. Plötzlich sah sie einen Kokon an einem Zweig hängen. Der Schmetterling stand kurz davor, auszuschlüpfen. Fasziniert von ihrer Entdeckung, kam sie nun täglich in den Garten, um nichts von dem zu verpassen, was mit dem Kokon geschah. Eines Tages erschien dort eine winzige Öffnung, und das Mädchen beobachtete, wie der Schmetterling darum kämpfte, sich aus seinem Kokon zu befreien und in eine neue Welt zu gelangen. Sie schaute aufmerksam zu - bis es den Anschein hatte, der Schmetterling stecke fest und schaffe es nicht, sich zu befreien. Das Mädchen traf spontan eine Entscheidung. Sie entfernte Teile des Kokons, die den Schmetterling behinderten. Aufgeregt sah sie dann zu, wie er aus dem Kokon hervorkroch, und hoffte, dass er seine Flügel entfalten würde. Aber ihre Aufregung verwandelte sich in Schrecken, als der Schmetterling reglos dasaß, offenbar unfähig, seine Flügel zu gebrauchen.
Und da begriff das Mädchen: Der Kokon war dazu gedacht, den Widerstand zu erzeugen, den der Schmetterling brauchte, um fliegen zu können. Der Schmetterling hatte gar nicht gewollt, dass ihn jemand aus dem Kokon befreite ... denn der Widerstand war die Methode der Natur, seine Flügel stärker zu machen. Dem Mädchen wurde klar, dass der Schmetterling dem Kokon sogar dankbar für die notwendige Mühe war."